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Cap Ferret

 

Das ist nun schon das vierte Mal, dass wir hier Urlaub machen, zumindest für Frauchen, Herrchen und mich. Lea ist das erste Mal mit dabei.
Innerhalb weniger Jahre an den gleichen Urlaubsort zu fahren hat natürlich auch den Vorteil, dass alle – bis auf Lea – sich schon auskennen. Es gibt keine unnötigen Besichtigungs- und/oder Kulturtage mit Museen, Schlössern, Burgen, Kirchen, Klöstern und ähnlichem alten Gemäuer, sondern nur Strandurlaub pur. Die kleinen Örtchen geben aber auch nicht so viel her.

Nicht das ich etwas gegen Kultur habe. An Kirchen, Burgen, Klöstern etc. gibt es immer viele geschichtsträchtige Nischen, Mauervorsprünge, Säulen usw. die ich mir gerne genauer anschaue und beschnüffele und auch, zur besseren Registrierung, deutlich markieren würde, wenn ich dürfte, darf ich jedoch nie - hmm dann macht Kultur aber keinen Spaß. Man könnte auch ins nur ca. 60km entfernt liegende Bordeaux fahren, einer Stadt mit reichlichen Sehenswürdigkeiten. … aber ich glaube Lea ist sowieso ein Kulturmuffel, die zeigt gar kein Interesse eine Museums-Mauer zu markieren.
Wie dem auch sei, so war es eben ein Strandurlaub mit buddeln, rennen und schwimmen. Hundesporturlaub, wenn man so will.

 

 

   

Léa

 

Filou

 

Manchmal gibt es aber auch auf einem Campingplatz Momente mit oder um Neuankömmling, wo sich der Sinn ihres unkoordinierten Tuns nur schwer erschließt und mit den Begriffen Urlaub, Entspannung, Ruhe, Gelassenheit etc. irgendwie nichts gemein hat. Gegen Ende der zweiten Wochen hatten wir, als wir gegen 16:30 Uhr vom Strand zurückkehrten, auf der gegenüberliegenden Parzelle neue Nachbarn, deren Wohnwagen schon stand und die noch damit beschäftigt waren den Rest aufzubauen. Eigentlich nicht weiter erwähnenswert, aber …

Vom komplizierten Camping eines schwäbischen Ehepaares mit Hund

Tag 1, Part one: Das Vorzelt

Der Aufbau des Vorzeltes, dem wir beiwohnen durften, nachdem wir von Strand zurückgekehrten, Frauchen und Herrchen einen Espresso mit Apfelteilchen sowie Lea und ich jeweils ein Schweineohr zu uns nahmen, zog sich etwas in die Länge. Das Zelt am Wohnwagen einfädeln und Zeltstangen halbwegs sinnvoll ineinander stecken verlief noch in einem adäquaten zeitlichen Rahmen. Die Stangen und Verstrebungen jedoch auf einem leicht abschüssigen, sandigen, unebenen, bewaldeten Dünencampingplatz mit der Wasserwaage ausrichten zu wollen ist etwas übertrieben und nahm folglich auch kein Ende. Die junge, mitgereiste Boxerhündin, in einer Ecke der Parzelle an einer kurzen Leine festgebunden, kläffte schon ungeduldig.

Ca. zweieinhalb Stunden später, Frauchen und Herrchen waren nacheinander Duschen und begannen damit das Abendessen vorzubereiten, war der Aufbau der Camping-Hardware Part one: Wohnwagen plus Vorzelt incl. Seitenwände, beinahe schon abgeschlossen. Einzig der Vorzeltteppich wurde noch möglichst Faltenfrei versucht, auf den leicht abschüssigen, sandigen, unebenen, bewaldeten Dünencampingplatz zu verspannen.

Nachdem auch wir, Lea und ich, unsere Näpfe erhalten hatten und alles wieder gespült war, war es vollbracht.

         

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Part two: Die Vorzeltmöblierung

Ein hastig belegtes Baguette und dessen zügiger Verzehr trennten die nachfolgenden Handlungen zwar nicht deutlich von den vorangegangenen, aber es war eine Zäsur.
Sowohl aus dem Wohnwagen wie auch aus dem Auto wurden von nun an Camping-Kleinmöbel und/oder deren Einzelteile, welche im Anschluss jeweils zusammengebaut, verschraubt, gesteckt oder geklemmt wurden, herausgezehrt und erstmal wahllos unter das Vorzelt drapiert.

Weiße Plastikstühle, ein Regiestuhl aus Holz mit gestreifter Stoffbespannung, ein Plastiktisch, ein Holztischchen mit Eichenfurnier, nicht passend zu dem Regiestuhl, zwei Liegestühle mit Stoffbespannung, ein Fußhöckerchen mit einer andersfarbigen Kunstfaserbespannung, ein Campingschränkchen, irgendwie bunt, ein größeres nylonbespanntes Campingschränkchen, anders bunt, noch ein Ablageteil aus Holz, dunkelbraun und selbst bepinselt, eine Art Kommode, wieder mit einem anderen Holzfurnier, Gardinenstangen, Vorhänge, ein Gasgrill, ein Ständer für die Sat-Antenne, eine Kabeltrommel, Krimskrams, Krempel und Gerümpel ohne Ende.

Und die junge, mitgereiste Boxerhündin, zwischenzeitlich wieder in einer Ecke der Parzelle an einer kurzen Leine festgebunden, kläffte nach wie vor recht ungeduldig.
Das Ende von Part two markierte – auch hier kaum merklich und dem flüchtigen Betrachter sicherlich entgehend – das dezente Verspannen eines weiteren Vorzeltteppichs, quasi eines Vorvorzeltteppich, der unmittelbar vor dem schon vorhandenen, mit ausreichender Überlappung, zum Liegen kam.


Part three: Das Gepäck und so

Von nun an wurden Dinge des täglichen Bedarfs aus dem Auto getragen. Während Frau Raffel – Frauchen und Herrchen haben die beiden wegen ihres für Urlaube zusammengerafften Plunders und der eilig-wuselig, gar hektisch zu nennen Art ihn hin und her zu schleifen, schlicht die Raffels genannt – damit begann, ein Jutetäschchen unbekannten, letztlich auch irrelevanten Inhaltes aus dem Kofferraum in das Vorzelt zu tragen und zu Beginn auch versuchte irgendeine Form von Ordnung durch Wegräumen zu wahren, holte Herr Raffel einen Aldi-Süd-Saftkarton aus dem Wagen und stellte ihn auf eines der Tische. Er trug noch einen weiteren Aldi-Süd-Saftkarton mit gleichem Ziel – dem Tisch im Vorzelt – aus dem Auto. Noch ein Aldi-Süd-Saftkarton und noch einen und noch einen … (die nächsten zwei Dutzend Saftkartons von Aldi-Süd überspring ich jetzt) … und irgendwann schleppte er auch den letzten Aldi-Süd-Saftkarton zum seinem vorläufigen Bestimmungsort, dem Tisch im Vorzelt.

Seine Frau holte ein Beutelchen, ein Täschchen, eine Tüte, eine Karton und ein Kistchen nach dem anderen aus dem Gepäckteil des PKWs. Auch hier dutzende Tüten und Beutel nacheinander. So ein E-Klasse-Kombi, neustes Modell eines Stuttgarter Automobilherstellers, ist recht groß und was nützt ein großer Kombi wenn man ihn nicht befüllt. Nichts, schwäb´sche Luft zu importieren grenzt an Unfug – also vollrammeln bis der TÜV kommt.

Es dämmerte schon – und es dämmert spät so Mitte Juni an der französischen Atlantikküste – als Raffels ihr Tun, entrümpeln des Autos und berümpeln des Vorzeltes, für diesen Tag beendeten.

 

 

      

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Tag 2, Part four: Das Aufräumen

Der folgende Tag begann bei uns wie die meisten anderen auch. Irgendwann zwischen 08:00 und 08:30 Uhr aufstehen, gemütlich im freien Frühstücken. D.h. die Zweibeiner Frühstücken und wir Hunde dösen noch etwas vor uns hin.

Etwa zur gleichen Zeit waren auch die Raffels munter. Auch sie frühstückten im Freien und begannen im Anschluss mit der Beseitigung ihres Rumpelackers. Es machte zumindest so den Anschein.
Ab hier klafft jetzt eine kleine zeitliche Lücke von ca. 90 Minuten in der ich nicht berichten kann wie unsere neuen Campingnachbarn sie im Detail nutzten, da Herrchen mit Lea und mir zu unserer morgendlichen Gassirunde durch den Dünenwald zum Stand aufbrachen und Frauchen mit dem Auto losfuhr um einige benötigte Lebensmittel im `Super U´ des übernächsten Dorfes zu organisieren.

Als wir zurück kamen hing an der Vorderseite des Vorzeltes unserer Protagonisten ein weiteres, dreieckiges, schneeweißes – offensichtlich Neues, im Vergleich zum Rest der Ausstattung – Sonnensegel schlaff, mit der Spitze nach unten, auf dem noch zusätzlich ausgelegten Vorvorzeltteppich, herab.
Das Auto war weg aber die Boxerhündin und ihr Frauchen waren noch da.

Aus dem Inneren des Wohnwagens war deutlich ein mittelfrequentes Brummsummsumm-Geräusch, erstmal unbekannter Deutung, zu vernehmen. Erst als sich das Bugfenster öffnete sah man, dass die Gardinchen liebevoll von Frau Raffel gefönt wurden. Ein Zuppeln hier ein sanfter Bogen da, ein straffes Festhalten des widerspenstigen, zerknitterten Ambientestöffchens – fön, fön fön und voilà: très chic.

Das war dann auch das Fön-Finish, kurz darauf verstummte das Gebrummsel. Auch Herr Raffel fand sich wieder ein. Mit einer neuen Sonnensegelaufstellstange in der Hand, schritt er dynamisch zu der schlaff herabhängenden Spitze, ergriff sie, steckte ein Ende des Rohrs durch die dafür vorgesehene Öse und spannte das Ganze symmetrisch mit zwei Schnüre, straff ab. Schnell noch die Vorvorzeltmöblierung mittig darunter drapiert, einen Aldi-Süd-Saftkarton geholt, geöffnet und in zwei Gläser eingeschenkt, getrunken, geschnauft und kurz beratschlagt – dann wuselten sie weiter.

Während sie das berümpelte Vorzelt irgendwie zu organisieren versuchte, begann er die drei, in Zahlen 3, Fahrräder vom Autodach herabzuheben und wieder zusammen zu bauen. Vorderrad in Rahmen und so. Aber auch das zog sich ein wenig dahin.

Zwischenzeitlich gab es für Lea und mich Futter, Frauchen und Herrchen aßen wenig später eine Kleinigkeit zu Mittag, lasen anschließend jeweils noch was in ihren Büchern bis wir uns irgendwann am frühen Nachmittag gen Strand aufmachten. In der ganzen Zeit fand auf der gegenüberliegenden Parzelle hektisches Gewusel in nahezu schon nicht unorganisierter Sinnlosigkeit statt.

Wir waren dann erstmal weg.

   

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Part five: Die Sat-Antenne.

Nach ca. drei Stunden kamen wir vom Strand zurück. Und wie immer gab es dann für uns Hunde irgendein Knabberzeug und für Frauchen und Herrchen ein Kaffeeteilchen. Auch hätte man annehmen können, dass die Raffels mittlerweile ebenfalls fertig sein müssten mit ihrem chaotischen Gewerkel. Aber weit gefehlt.

Die Sat-Schüssel für die vielen bunten Bilder des eckigen Freundes galt es noch auszurichten. Wann die genau damit angefangen haben wissen wir nicht genau, aber dauern sollte es noch bis zum Abend. Immer wieder wurde die auf einem Ständer montierte Schüssel von Papa Raffel einige Zentimeter am Rand der Parzelle verschoben, während Mama Raffel die Qualität der Bilder und die Anzahl der zu empfangenen Programme des eckigen Freundes im Vorzelt überprüfte und entsprechend kommentierte.

Was folgte war ein Verändern der Höhe der Schüssel auf dem Ständer, der Winkel, die Neigung, ein Zuppeln am Kabel, ein mürrisches `jetzt mehr links´ immer gefolgt von einem `geh noch ein Stück weiter´ usw. usw.
Gut, zugegeben es ist etwas schwierig unter den hochstämmigen Pinien des Campingplatzes eine Lücke zu erhaschen, wo unter Berücksichtigung des sich minimal verändernden Winkels zum ausstrahlenden Satelliten und der Neigung der Schüssel am Ende der Feststellschraube, bei einer leicht abfallenden Parzelle in Relation zur Ständerlänge und einer zu vernachlässigen Erdkrümmung, ein dicker Ast mit vielen Pinienzapfen hingegen sehr wohl eine gewichtige Rolle für einen zufriedenstellenden Empfang des hochwichtigen Fernsehprogramms in seiner ganzumfänglichen Breite, spielt, und eine Stelle zu finden wo das Ding dann stehen bleiben kann ohne irgendwie die Laufwege zu stören.

Aber irgendwann, am Ende des zweiten Tages war auch das geschafft. Die meisten anderen Camper waren schon geduscht und hatten schon zu Abend gegessen, als auch bei Raffels endlich der Urlaub begann.

 

   

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Abendstimmung am Strand

 

 Part six: Epilog

Während der ganzen eineinhalb Tage des Aufbaus kam die mitgereiste, junge Boxerhündin etwas zu kurz. Die gelegentlich aus großer Höhe herab fallenden, faustgroßen und pfundschweren Pinienzapfen erregten – da sich sonst niemand mit ihr beschäftigte – jedes Mal ihr Interesse, wenn sie mit einem dumpfen Plupp auf dem weichen Sandboden des Platzes aufschlugen, und rannte immer darauf zu bis sie von der Leine, an der sie befestigt war, gebremst wurde.

Auch so gegen Abend, als auch die Raffels gemütlich bei einem Glas Rotwein saßen und die Hündin nahe ihres Herrchens auf dem Boden lag, und ein weiterer Zapfen der Erdanziehung folgend seine Pinie verließ, stürmte sie los und verfehlte nur knapp mit der sich schnell straffenden Leine den Sat-Schüsselständer.

Für einen Moment sah ich es schon – wie in Zeitlupe – Papa Raffel in einer einzigen flüssigen Bewegung und mit schreckenerfüllten Augen langsam den Kopf schüttelnd in den Nacken wirft, das heftig vibrierend Gaumenzäpfchen Sekundenbruchteile vor den durch den Schalldruck in Schwingungen versetzten Zitterlippen einen gellenden, spitzen Schrei, der in der – gedachten Verlangsamung dumpf-metallisch klingend – ausstößt, dabei nach schräg hinten greifend das Ende der sich spannenden Leine zu greifen versucht, sie auch erwicht, jedoch durch den Ruck aus seinem Sessel gerissen, vergeblich versucht das Gleichgewicht halten zu können und den mühevoll mit allerlei Dekogewölle ausstaffierten Vorvorzelttisch umreißt.

Aber es ist ja gut gegangen. Nur, was wäre gewesen wenn … noch ein nutzloser Urlaubstag vergeudet?

 

      

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